

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH
Edition Zeitgenössische Musik
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Ansprechpartner
Gerardo Scheige
Sina Miranda
Zur Musik
"Meine Musiken kreisen um das Problem, dass Leute überhaupt Sprache und damit Beziehungen haben. Und sie ist Redaktion auf einen Mangel, Ersatz für Vermisstes, Ausfüllen einer Leere, Fixieren einer Losheit."
Helmut Oehring, Sohn gehörloser Eltern und als Musiker und Komponist in jeder Hinsicht Autodidakt: mit 15 auf der Gitarre begonnen, mit 17 Ausbildung zum Baufacharbeiter, danach Hausmeister, NVA-Dienstverweigerer, Küster, Friedhofsgärtner, Waldarbeiter, Heizer ..., mit 25 Noten gelernt, mit 29 Meisterschüler bei Georg Katzer an der Akademie der Künste zu Berlin, im gleichen Jahr den bedeutendsten Komponistenpreis der ehemaligen DDR (Hanns Eisler) für "Koma", ein Jahr später für das erste Orchesterstück den WDR-Preis, für die 3. Kammeroper den internationalen Orpheus-Preis ...
"Eigentlich hat alles damit begonnen, dass ich angefangen habe, Musik aufzuschreiben ... Plötzlich war da eine Möglichkeit ... Das hat damit zu tun, dass es für Gebärdensprache keine Schrift gibt."
Die "Dokumentaroper" entstand 1994, Anfang 1995 im Auftrag der Wittener Tage für neue Kammermusik und gehört zum Zyklus (aus: Irrenoffensive), der sämtliche Arbeiten mit Gehörlosen umfasst. Sie ist ein Dokument über das Scheitern von Sprache. Über die Grenzen von Kommunikation. Über die (Un-)Möglichkeit von Schrift. Und Musik.
Verstehen Sie? Die Körper, die nicht hören können. Verstehen Sie? Die Körper, die nicht sehen können.
Wo ist die Ohrenklinik? Wo ist die Augenklinik?
Ein Libretto existiert nicht, weder formal, noch inhaltlich. Es gibt keine Rollen, keine Dialoge, weder einen imaginären Schauplatz noch irgendwelche Handlungen.
Alles ist Szene. Aber die Szene ist nicht alles.
Wenn ich etwas dokumentiere, steht es für nichts. Nur für sich selbst.
In diesem Falle irrt Oehring. Oder ich.
Iris ter Schiphorst
Programm der CD
Lebenslauf
1961 | geboren in Berlin, Eltern gehörlos | |
1978-80 | Ausbildung zum Baufacharbeiter, danach in verschiedenen Berufen tätig | |
seit 1984/85 | intensive Beschäftigung mit komponierter Musik der Moderne; als Gitarrist und Komponist Autodidakt | |
1987 | Konsultationen bei André Asriel und Helmut Zapf | |
1988 | bei Georg Katzer und Friedrich Goldmann | |
1990-92 | Meisterschüler an der Akademie der Künste zu Berlin bei Georg Katzer | |
1992 | Preisträger beim "Forum junger Komponisten" des Westdeutschen Rundfunks Köln für "Coma" für Orchester | |
Preisträger beim 1. Internationalen Kompositionswettbewerb für Gitarre und Streicher (Berlin) für "Locked -in-" | ||
1994 | Kompositionsstipendium der Cité des Arts, Paris | |
1994/95 | Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom | |
1996 | Orpheus-Preis Italien für "Dokumentation I" | |
1997 | Internationaler Plöner Hindemith-Preis für die bisherigen musikalischen Arbeiten | |
Oehring lebt in Berlin. | ||
(Stand: 1997) |
Werkliste
(Auswahl) | ||
1987 | Streichquartett | |
1988 | Nr. 1 (aus: Koma) | |
Version für zwei Gitarren | ||
1989 | Nr. 3 (aus: Koma) | |
Version für Septett | ||
1990 | Nr. 1 (aus: Koma) | |
Version für 15 Instrumente | ||
Nr. 2 (aus: Koma) | ||
Rapid-Eye-Movement | ||
für Klarinette, Kontrabass und Schlagzeug | ||
Nr. 3 (aus: Koma) | ||
Version für 15 Instrumente | ||
1991 | gestauchte WINKEL | |
für 5 Bläser | ||
COMA l | ||
für Orchester | ||
1992 | Locked -in- | |
für Gitarre, Violine, Viola und Cello | ||
ASCHE | ||
für Oboe, Englischhorn, Posaune, Schlagzeug, Klavier, Viola, Violoncello und Kontrabass | ||
LOSHEIT | ||
für Kontrabass-Duo auch Fassung für Violine und Cello | ||
Nr. 2 (aus: Koma) | ||
Rapid-Eye-Movement | ||
Fassung für 15 Instrumente | ||
1993 | CAYABYAB | |
für Gitarre, Bassetthorn und Schlagzeug | ||
auch Fassung für Violoncello, Bassklarinette und Schlagzeug | ||
1993/95 | Wrong | |
SCHAUKELN-ESSEN-SAFT | ||
(aus: Irrenoffensive) | ||
für Oboe, Posaune oder Trompete, Geige, E-Gitarre, Volumen-Pedal, Schlagzeug, Gebärdensprache und Live-Elektronik | ||
1993/96 | DOKUMENTATION I | |
Kammeroper; Text: Oehring | ||
(GOGH s.m.p.) | ||
1994 | SELF-LIBERATOR | |
(aus: Irrenoffensive) | ||
für 2 Taubstumme (Gebärdensprache/Lautsprache), Solotrompete und Ensemble; Text: Oehring | ||
LEUCHTER | ||
(aus: kurz im Müll gestochert) | ||
für Oboe, Cello und präpariertes Klavier (tape ad lib.) | ||
SUCK THE BRAIN OUT OF THE HEAD | ||
für 6 Schlagzeuge und Band | ||
Dokumentaroper | ||
(aus: Irrenoffensive) | ||
für 9 Instrumente, Stimme, Mezzosopran, 3 Gehörlose und Live-Elektronik; Text: Oehring | ||
(GOGH s.m.p.) | ||
1995 | Einfache Dinge/IRIS: | |
für 15 Instrumente, Band und CDs | ||
DAS D'AMATO-SYSTEM | ||
Tanzoper in 15 Szenen | ||
für 15 Instrumente, Sprecher, 2 Stimmen, 1 Gehörlose, 2 Tänzer und Live-Elektronik; Text: Oehring | ||
(GOGH s.m.p.) | ||
1996 | 4REAL | |
für Orgel solo | ||
SEXTON A. | ||
für Viola solo | ||
POLAROIDS | ||
Melodram (mit Iris ter Schiphorst) | ||
für 1 Taubstummen, 1 Sopranisten, 12 Instrumente und Live-Elektronik; Text: ter Schiphorst/Oehring | ||
DIENEL | ||
(aus: kurz im Müll gestochert) | ||
für Fagott, Kontrabass und Cembalo (Band ad lib.) | ||
1997 | ZUENDEL | |
(aus: kurz im Müll gestochert) | ||
für Flöte, Oboe, Violine, Viola, Cello und präpariertes Klavier (Band ad lib.) | ||
PRAE-SENZ (Ballet blanc II) | ||
mit Iris ter Schiphorst | ||
für Violine, Violoncello und Klavier/Sampler-Keyboard | ||
LIVE (aus: Androgyn) | ||
mit Iris ter Schiphorst | ||
18 Songs nach dem Gedicht "live" von Anne Sexton | ||
für Stimme, Violine, Violoncello, Klavier/Sampler-Keyboard und Live-Elektronik | ||
Schauspielmusiken | ||
1986 | Die Jüdin von Toledo | |
(Feuchtwanger/lnszenierung: Lorenz) | ||
1991 | Im Dickicht der Städte | |
(Brecht/Inszenierung: Berghaus) | ||
1995 | Die heilige Johanna der Schlachfhöfe | |
(Brecht/Inszenierung: Berghaus) | ||
(Stand: 1997) |